Jugendfarm Ludwigshafen-Pfingstweide e.V.

Wir haben es getan!

Am 04.05.2005 war es also soweit. Auf der Jugendfarm trafen wir uns nun, nach immerhin fast 30 Jahren, zum ersten Mal alle wieder. Die Spannung im Vorfeld war deutlich zu spüren und wir hofften, dass die Fragen, die uns bis jetzt beschäftigten, nun endlich eine Antwort finden würden:
Was ist eigentlich aus XY geworden, werde ich sie/ihn überhaupt wiedererkennen? Und sie/er mich? Habe ich mich, abgesehen von den Haaren, die ich damals noch hatte, sehr verändert? Bin ich eigentlich wirklich der einzige, der Schwierigkeiten damit hat seine Kinder zu verstehen, wenn sie Dinge wie “voll phat, Alter” sagen? Was ist, wenn mein Schwarm von damals wieder solo ist und noch genauso bezaubernd lächelt, trotz der nun vorhandenen Zahnlücke?

Im Laufe des Abends wurden, Gott sei Dank, alle Fragen beantwortet und die anfängliche Aufregung legte sich bald zugunsten vieler sehr schöner Gespräche. Auch wurde der Anlass von einigen genutzt um ihr schlechtes Gewissen zu erleichtern, indem sie beispielsweise geliehene Kleidungsstücke nach über 25 Jahren nun endlich dem eigentlichen Besitzer zurückgaben. Das hat nun zwar den Nachteil, dass sie nicht mehr passen, dafür aber jetzt durchaus wieder voll im Trend liegen und von den eigenen Kindern vielleicht ungläubig als cool bestaunt werden.

Ein weiterer Vorteil des Treffens lag sicherlich auch darin, dass sich die Geheimnisse um die wahren Identitäten von Personen, die uns lediglich unter dem Pseudonym “Bettler” oder “Puhli” bekannt waren nun lüften ließen. Wie die einzelnen Personen zu ihren teilweise sehr merkwürdigen Spitznamen überhaupt kamen, war bei diesem ersten Treffen noch nicht abschließend zu klären. Dafür wurden viele Anekdoten aus der Jugendfarmzeit erzählt und natürlich viel gelacht.

Im Ganzen kamen von den 70 eingeladenen Gästen immerhin 65 ehemalige Jugendfarmkinder und Betreuer zum Oldietreffen und der Gesprächsbedarf war entsprechend enorm. Bei selbstgemachtem Kuchen und Salat ließ es sich zudem wunderbar in Erinnerungen schwelgen und Michael Brucher traf mit den von ihm ausgewählten Platten noch genauso zielsicher den musikalischen Nerv der Anwesenden wie vor 30 Jahren. Als Gerhard Simon schließlich bei Anbruch der Nacht seine selbstgedrehten Filme aus der JUFA-Anfangszeit zeigte, geschah von ganz alleine, was in unserer hektischen Zeit selten geworden ist - es wurde still und wir teilten ohne Worte unsere gemeinsamen Erinnerungen.

Die Feier fand gegen 3 Uhr morgens dann ihr Ende und diejenigen, die sich entschieden hatten auf dem Deck der Spielhalle zu übernachten, machten sich bettfein. An Schlaf war jedoch noch lange nicht zu denken und erst mit dem Morgengrauen, als der Jugendfarmhahn sich schon lauthals bemerkbar machte, fielen uns dann doch die Augen zu.

Mit dem Ergebnis unseres ersten Treffens sind wir sehr zufrieden. Alle Besucher trugen sich in die ausliegenden Unterschriftenlisten ein und sicherten uns ihre aktive Unterstützung zu. Außerdem hatten wir immerhin einen Reingewinn von 200% erwirtschaftet. Wunderbar, denn wir haben schließlich noch Weiteres vor. Das Treffen war aus unserer Sicht ein voller Erfolg, nicht nur weil wir dadurch Viele für unser Vorhaben gewinnen konnten.

Besonders bewegend war die Feststellung, dass nach all diesen Jahren ein Blick oder eine bestimmte Geste ausreichte, um bei allen eine gemeinsame Erinnerung auszulösen. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit nach all den Jahren so unbeschwert und selbstverständlich wieder zu erleben ist unersetzbar und wie ein Anker wenn das Leben mal wieder stürmisch wird. Uns ist bewusst geworden, dass uns die gemeinsamen Erlebnisse auf der Jugendfarm in ungeahnter aber wunderbarer Weise geformt und beeinflusst haben. Unsere JUFA, mit ihrem generationenübergreifenden und offenen Charakter, ist eine Besonderheit Ludwigshafens und unersetzbar für alle, die je Jugendfarmkind waren, es jetzt sind oder in Zukunft sein werden.
                                     Jutta Webster, im Namen der “Oldies”